Projekte unserer StipendiatInnen
Beiträge
Unsere StipendiatInnen stellen ihre Projekte vor
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Primarstufe - Anspruch und Realität in steirischen Volksschulen
Nina Hoheneder, Zusammenfassung des Dissertationsprojekts
Nachhaltigkeit und somit auch das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) haben inter‐ und transdisziplinären Charakter, betreffen verschiedene Alters‐ und Bildungsstufen sowie unterschiedliche gesellschaftliche Ebenen und sind im Idealfall auch auf individueller Ebene präsent. Aktuell ist der Begriff Nachhaltigkeit jedoch mit einer gewissen Schwere belastet, ruft nicht selten negative Assoziationen oder gar ein schlechtes Gewissen hervor. Einem Teil der Menschen ist es dennoch bewusst, dass es einen gesellschaftlichen, politischen, ideellen und ökonomischen Wandel braucht, der dazu beiträgt, dass unsere (Um-)Welt weiterhin belebbar ist und wieder lebenswerter wird - unabhängig von einer konkreten Begrifflichkeit. Es scheint jedoch, dass das allgemeine Bewusstsein noch nicht ausreicht, um weitreichend effektive Handlungen zu setzen und noch viele große Schritte getan werden müssen, um den angegangenen Wandel weiterhin anzutreiben und zu beschleunigen. Bildung kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
BNE wird heutzutage besonders in der Geographiedidaktik großgeschrieben. So sind Themen wie die Klimakrise, globaler Wandel und damit in Zusammenhang stehende Themen wie Konsum, der Umgang mit Rohstoffen oder Mobilität präsente Themen im Geographieunterricht der Sekundarstufe. Damit Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe diese komplexen Lerninhalte besser aufnehmen und vor allem verstehen können, ist es wichtig, dass sie bereits zuvor mit zugrundeliegenden Lerninhalten konfrontiert werden. Dies passiert in einigen Fällen ohnehin beispielsweise durch diesbezügliches Engagement im Elternhaus oder über die Medien. Eine wesentliche Rolle für eine funktionierende Nachhaltigkeitsbildung spielt jedoch auch die Primarstufe. Die Volksschule ist ein Lernort, an dem verschiedenste Inhalte zur Nachhaltigkeitsthematik kindgerecht und effektiv vermittelt werden können und sollten. Es macht allerdings den Anschein, als würde die BNE in der Primarstufe noch sehr stark in den Kinderschuhen stecken.
Im Fokus des Dissertationsprojekts liegen Anspruch und Realität in Hinblick auf das BNE‐Konzept im Primarstufenbereich. Dabei bezieht sich die empirische Forschungsarbeit auf ausgewählte steirische Volksschulen, wobei sowohl der dortige aktuelle Stand von BNE als auch dahingehende individuelle Einstellungen und Herangehensweisen von Lehrpersonen erhoben werden. Des Weiteren geben Interviews mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulstufen Aufschluss über den Ist‐Zustand von BNE im Primarstufenbereich sowie über den dahingehenden Lernerfolg.
Der Anspruch, welcher durch das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung besteht, als auch notwendige Rahmenbedingungen werden analysiert und mit den erhobenen Daten in Beziehung gesetzt. In weiterer Folge sollen Schlüsse hinsichtlich der Weiterentwicklung des BNE-Konzepts allgemein sowie insbesondere im Bereich der Lehrerinnen‐ und Lehrerbildung gezogen werden können.
Erste Einblicke zeigen zumeist eine eher einseitige Herangehensweise an die Nachhaltigkeitsthematik in der Primarstufe. Man kann annehmen, dass die Prioritäten bezogen auf Lehr‐ und Lerninhalte besonders in dieser Bildungsstufe in anderen Bereichen liegen. Dennoch kann aufgrund verschiedener Initiativen, wie beispielsweise ÖKOLOG‐Auszeichnungen, Partnerschaften mit Natur‐ oder Nationalparks oder dem Engagement von Einzelpersonen, allgemein eine positive Entwicklung im Bereich des Nachhaltigkeitslernens in Volksschulen festgestellt werden. Es besteht jedoch offenbar ein hoher Bedarf an dahingehender Weiterentwicklung und besonders auch an einer Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Importanz der Thematik rund um Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsbildung. Dies betrifft nicht nur die Bildung im Primar- und Sekundar-Bereich, sondern auch jene im tertiären Bereich, besonders in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.
Partizipation in Planung und Management von Naturschutzgebieten in Österreich
Alexander Dorić, Zusammenfassung Dissertationsprojekt
Über einen langen Zeitraum hinweg wurden aus der Sicht des Naturschutzes menschliche Interventionen in den Naturraum als eine Bedrohung angesehen der es mit Verboten und Beschränkungen zu begegnen galt. Einhergehend mit einem ab den 1990er Jahren neu aufkommenden, eng mit dem Nachhaltigkeitsdiskurs verwobenen Verständnis von Naturschutz veränderte sich der zugrundeliegende Blick auf das Verhältnis von Mensch und Natur. Basierend auf der Wahrnehmung, dass eine Integration des Faktors Mensch unabdingbar sei, hielt das Konzept der Partizipation, der Einbeziehung und Beteiligung der von Maßnahmen des Naturschutzes betroffenen Menschen, in selbigen Einzug.
Im Naturschutz der Gegenwart ist Partizipation ein allgegenwärtiger Begriff geworden, insbesondere im Zusammenhang mit Schutzgebieten. In Konventionstexten, Strategiepapieren und Management-Dokumenten findet sich ausführlich dargelegt, was unter diesem Konzept zu verstehen ist, welche Formen von Beteiligung inhaltlich wie begrifflich zu unterscheiden sind, welche partizipativen Verfahren bestehen und wie dies alles anzuwenden und umzusetzen sei. Doch wie sieht die diesbezügliche Realität aus? Wie verhält es sich mit Anwendung und Umsetzung in Bezug auf Naturschutzgebiete tatsächlich? Findet Partizipation überhaupt statt, und wenn ja, auf welche Weise, in welchem Ausmaß und mit welchem Erfolg? Es ist dies auch die Frage danach, in wieweit die dem Prinzip der nachhaltigen Entwicklung innenwohnende Verknüpfung von zivilgesellschaftlicher Teilhabe mit einer gerechten Verteilung von Belastungen und Gewinnen innerhalb einer Gesellschaft Berücksichtigung erfährt.
Das Dissertationsvorhaben nimmt sich dieser Fragestellungen durch eine Untersuchung von Partizipation im konkreten Kontext von Planung und Management von Naturschutzgebieten in Österreich an. Die Prozesse von Planung und Management werden deshalb herangezogen, da in ihnen die von Maßnahmen des Naturschutzes betroffenen Menschen tatsächlich auch durch partizipative Beteiligungsformen mit eingebunden werden können. Der Fokus liegt auf einer Analyse des Ablaufs von Partizipationsverfahren und insbesondere den dabei stattfindenden Aushandlungsprozessen zwischen den beteiligten AkteurInnen. Der Arbeit wohnt eine inter- und transdisziplinäre Perspektive inne, indem sie einerseits die gewählten Fragestellungen im Hinblick auf Mensch-Umwelt-Beziehungen durch eine Zusammenführung von naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Betrachtungen untersucht und andererseits neben ExpertInnen auch lokale AkteurInnen in die Untersuchungen mit einbezieht.
Die Arbeit basiert auf einem qualitativen Forschungszugang, der in der Datenerhebung vor allem auf unterschiedlichen Formen von leitfadengestützten Interviews fußt, wie explorative Interviews, ExpertInneninterviews und Interviews mit lokalen AkteurInnen. Die Auswertung der erhobenen Daten wird mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse erfolgen. Für das zu untersuchende Sample an Fallbeispielen werden Großschutzgebiete verschiedener Schutzgebietskategorien (Nationalparke, Biosphärenreservate, Natura 2000 Gebiete, Naturparke) und verschiedener Landschaftstypen (vom Hochgebirge bis zu den Aulandschaften) herangezogen, um eine möglichst umfassendes Bild zu Fragen von Partizipation und Schutzgebieten in Österreich zu erhalten.
Human Ascension and Its Perils - Transhumanism and Class in 21st Century Fiction and Film
Chris Perwein, Zusammenfassung Dissertationsprojekt
Der menschliche Drang nach Fortschritt und Verbesserung ist in der Geschichte des Menschen schon mit dem Beginn der Schrift festgehalten worden. Die Legenden um Gilgamesch und Prometheus zeugen bereits von dem Versuch Wissen von den Göttern zu stehlen auf der Suche nach Unsterblichkeit und besserer Kontrolle über die Umwelt.
In der Moderne blieben diese Ziele weitestgehend dieselben, heilen von Krankheiten, Stoppen des Alterungsprozesses, Verbessern der menschlichen Fähigkeiten und die Möglichkeit seine Umwelt nach Willen zu erschaffen, zerstören oder zu verändern, nur die Methoden wurden langsam ausgetauscht. Alchemie, Mythologie und Theologie wichen immer mehr den Wissenschaften. Anstatt von mystischen Quellen, Elixiren oder göttlichen Reliquien wird das Heil nun in Nanotechnology, Kybernetik oder Gentechnologie gesucht.
Parallel dazu entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts eine interdisziplinäre Bewegung von Trans-und Posthumanisten die sich aktiv mit den Möglichkeiten und Problemen der menschlichen Weiterentwicklung auseinandersetzen. Vereinigungen wie das Extropy Institute oder Humanity±, mit Mitgliedern wie etwa Max More oder Nick Bostrom, versuchen dabei durch das Anwenden neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Technologien den Menschen als solches in seiner Entwicklung voranzutreiben.
Während jedoch Wissenschaftler, Philosophen, Theologen und Politiker die Konsequenzen und Möglichkeiten der sich stetig fortschreitenden Technologien debattieren, haben Künstler diese Ideen bereits mannigfaltig verwertet, weitergesponnen und zu verschiedenen Konklusionen zu Ende gedacht. Eine Gemeinsamkeit die so gut wie alle dieser Texte aufweisen ist der signifikante Einfluss von neuen Technologien auf bestehende Klassenstrukturen in der Gesellschaft. Sowohl im Diskurs zwischen realen Transhumanisten und deren Gegnern, sowie in den verschiedensten fiktionalen Werken die sich mit dem Thema beschäftigen, ist die Frage ob Technologien die die menschlichen Kapazitäten erweitern zu sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit beitragen, oder doch soziale Unterschiede in einer kapitalistischen Gesellschaft noch weiter verstärken. „Wer profitiert zuerst/am meisten von den Fortschritten?“ und „Wird es noch schwerer soziale Unterschiede zu überwinden?“ sind nur zwei der zentralen Fragen zu dieser Thematik.
Diese Dissertation zielt darauf ab die fiktionale und reale Welt des Transhumanismus zu vereinigen und dadurch wichtige Fragen über die menschliche Entwicklung aufzuzeigen. Dies soll auf mehreren Ebenen geschehen. Den Rahmen für diese Untersuchungen soll die oben genannte Beachtung von Klassentheorien à la Marxismus und Post-Marxismus liefern die den roten Faden der Dissertation bildet. Zu allererst werden schließlich real diskutierte Transhumane Entwicklungen und Vorschläge mit den fiktionalen verglichen um festzustellen ob die Werke von AutorInnen wie Margaret Atwood, Charles Stross et. al. eine Basis in der Realität haben. Im speziellen werden danach die Einflüsse von Transhumanen Entwicklungen auf Wahrnehmung und den Umgang mit Medien, sowie auf das stoppen oder verlangsamen der Alterung in den betrachteten Werken untersucht, mit besonderem Augenmerk auf die von Hubert Zapf hervorgebrachte Theorie von Literatur als „Ecological Force“ die wesentlich zur Bildung von Kultur und Gesellschaft beiträgt.
In diesem Sinne soll die literaturwissenschaftliche Lücke im Umgang mit Transhumanismus geschlossen werden, und wichtige Fragen über die technologische Zukunft unserer Gesellschaft zum Vorschein gebracht werden, die durch den oft unterschätzten Wert von literarischen und filmischen Werken erst in das allgemeine Bewusstsein vordringen. Ganz im Sinne von Kevin Warwick, der feststellt das Science-Fiction nicht nur akkurat potentielle Zukunftsversionen darstellen kann, sondern auch Ideen für Wissenschaftler liefert und philosophische Fragen für uns alle.
Rechte Geschlechterpolitiken
Simon Fetz, Dissertationsprojekt
Geschlechterverhältnisse, Sexualität und Generativität sind zentrale Arenen aktueller politischer Kämpfe. Rechte Akteur_innen mobilisieren quer durch Europa und darüber hinaus gegen reproduktive Rechte, Gender Studies, vielfaltsorientierte Sexualpädagogik oder Liberalisierungen der Ehe (Kuhar und Paternotte 2017). Als Feindbild gilt ihnen hierbei der als übermächtig inszenierte ‚Feminismus‘ (oder ‚Genderismus‘), vor welchem es die traditionelle Familie oder gar ‚das Leben‘ als solches zu schützen gälte (Hark und Villa 2015; Lang und Peters 2018). Gender‘ fungiert für konservative bis rechtsextreme Akteur_innen als symbolic glue (Kováts, Poim, und Pető 2015), der breite politische Bündnisse ermöglicht, und als leerer Signifikant (Mayer, Ajanovic, und Sauer 2018), der die Verknüpfung divergierender politischer Anliegen in einem rechten Hegemonieprojekt ermöglicht.
Zwar liegen einige gesellschaftstheoretische Überlegungen vor, warum rechte Geschlechterpolitiken[1] ihre Mobilisierungskraft entfalten sowie angebotsorientierte Arbeiten, die die politische Programmatiken rechter Akteur_innen oder mediale (Teil)diskurse in rechten Medien zu geschlechtsspezifischen Themen analysieren. Es mangelt jedoch in der deutschsprachigen Forschung an Arbeiten, die sich im Rahmen qualitativer Forschungen mit subjektiven Deutungsmustern und lebensweltlichen Kontexten derjenigen Menschen auseinandersetzt, die mit antifeministischen Politikangeboten sympathisieren. Zur Füllung dieser Forschungslücke werde ich mit meiner Dissertation beitragen. Forschungsleitend sind dabei folgende Annahmen:
- Geschlechtsspezifische Transformationsprozesse und vergeschlechtlichte Erfahrungsräume sind grundlegend für ein Verständnis des Erstarkens der Rechten (Sauer 2017)
- Vergeschlechtlichte Krisenerfahrungen werden in rechten Programmatiken aufgegriffen und dem politischen Projekt entsprechend diskursiv gerahmt (Opratko 2017; Wimbauer, Motakef, und Teschlade 2015)
- Die Wirkungsweisen rechter Diskurse und Politikangebote können erst umfassend verstanden werden, wenn lebensweltliche Erfahrungen und subjektive Praktiken und Verarbeitungsweisen dieser Diskurse untersucht werden (Denninger u. a. 2014, 26ff.)
Im Zentrum meines Interesses steht folgende Frage: Wie schreiben sich Subjekte in rechte Geschlechterdiskurse ein? Welche soziostrukturellen Kontexte bedingen die Nachfrage nach rechten Geschlechterpolitiken? Wie übersetzen sich Diskurse in Alltagswissen und -praxen und welche Handlungsmacht kommt in diesem Prozess den Subjekten zu?
Zur Beforschung dieser Fragestellung werde ich in Österreich Gruppendiskussionen mit Sympathisant*innen rechter Geschlechterpolitiken durchführen, um so alltagsrelevante Wissensformen und Praxen mit Bezug auf Geschlecht zu analysieren. In Anknüpfung an hegemonietheoretische (Candeias 2018; Sauer 2017) und dispositivanalytische (Denninger u. a. 2014) Zugänge, lassen sich qualitative Daten in ein Verhältnis zu diskursiven und soziostrukturellen Kontexten setzen und so Subjektivierungsprozesse als Locus politischer Kämpfe begriffen werden (Ludwig 2012)
Literatur
Candeias, Mario. 2018. „Den Aufstieg der radikalen Rechten begreifen. Wie hängen unterschiedliche Erklärungsmuster zusammen? Dimensionen einer verallgemeinerten Kultur der Unsicherheit“. In Rechtspopulismus, radikale Rechte, Faschisierung.Bestimmungsversuche, Erklärungsmuster und Gegenstrategien, hrsg. Mario Candeias, Horst Kahrs, und Gerd Wiegel. Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, 33–60.
Denninger, Tina, Silke van Dyk, Stephan Lessenich, und Anna Richter, hrsg. 2014. Leben im Ruhestand: zur Neuverhandlung des Alters in der Aktivgesellschaft. Bielefeld: Transcript.
Hark, Sabine, und Paula-Irene Villa, hrsg. 2015. Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. transcript Verlag.
Kováts, Eszter, Maari Poim, und Andrea Pető. 2015. Gender as Symbolic Glue: The Position and Role of Conservative and Far-Right Parties in the Anti-Gender Mobilizations in Europe. Brussels: Foundation for European Progressive Studies.
Kuhar, Roman, und David Paternotte, hrsg. 2017. Anti-gender campaigns in Europe: mobilizing against equality. London ; New York: Rowman & Littlefield International, Ltd.
Lang, Juliane, und Ulrich Peters, hrsg. 2018. Antifeminismus in Bewegung: aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt. 1. Auflage. Hamburg: Marta Press.
Ludwig, Gundula. 2012. „Hegemonie, Diskurs, Geschlecht. Gesellschaftstheorie als Subjekttheorie, Subjekttheorie als Gesellschaftstheorie“. In Diskurs und Hegemonie: gesellschaftskritische Perspektiven, Sozialtheorie, hrsg. Iris Dzudzek, Caren Kunze, und Joscha Wullweber. Bielefeld: Transcript, 105–26.
Mayer, Stefanie, Edama Ajanovic, und Birgit Sauer. 2018. „Kampfbegriff ‚Gender-Ideologie‘. Zur Anatomie eines diskursiven Knotens. Das Beispiel Österreich“. In Antifeminismus in Bewegung: aktuelle Debatten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt, Substanz, hrsg. Juliane Lang und Ulrich Peters. Hamburg: Marta Press, 37–62.
Opratko, Benjamin. 2017. „Rechtspopulismus als Krisenbearbeitung“. PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft (186): 123–30.
Sauer, Birgit. 2017. „Gesellschaftstheoretische Überlegungen zum europäischen Rechtspopulismus. Zum Erklärungspotenzial der Kategorie Geschlecht“. Politische Vierteljahresschrift 58(1): 3–22.
Wimbauer, Christine, Mona Motakef, und Julia Teschlade. 2015. „Prekäre Selbstverständlichkeiten. Neun prekarisierungstheoretische Thesen zu Diskursen gegen Gleichstellungspolitik und Geschlechterforschung“. In Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen, hrsg. Sabine Hark und Paula-Irene Villa. transcript Verlag, 41–57.
[1] Mit dem Begriff „rechte Geschlechterpolitiken“ bezeichne ich politische Programmatiken und Diskurse, die explizit auf Geschlecht verweisen (z.B. Antifeminismus) oder strukturell auf eine Modulation im Bereich der Geschlechterverhältnisse abzielen (z.B. „Lebensschützer*innen“)
Alternative Information & Development Centre – How can a civic organisation promote social justice? A case study
Helena Hornung, Zusammenfassung der Masterarbeit
Ethnographische Feldforschung in Kapstadt, Südafrika von Februar 2019 – März 2019
Teilnehmende Beobachtung, Experteninterviews, Fokusgruppendiskussion
Forschungsinteresse
Das Erkenntnisinteresse der Arbeit ist dem besseren Verständnis von Struktur und Handlungsbeziehungen innerhalb der internationalen Entwicklungszusammenarbeit gewidmet und wird aus der Perspektive eines solchen Entwicklungsakteurs untersucht.
„ Alternative Information and Development Centre – How can a civic organisation promote Social Justice? “
Wie schafft es eine Non-Profit-Organisation über 23 Jahre hinweg zu bestehen und darüber hinaus ihre Rolle als Institution für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit zu erhalten?
Dahinter stehen Überlegungen zu Struktur-Handlung Wechselbeziehungen, oder in anderen Worten: Wie beeinflusst der makrodimensionale Kontext auf der einen Seite – und – wie beeinflussen mikrosoziale Dynamiken auf der anderen Seite den Handlungsspielraum einer NGO?
Dieser Forschungsfrage untergeordnet gibt es noch weiter Unterfragen, die dem Erkenntnisinteresse interner und externer organisationaler Dynamiken geschuldet sind:
- Wer sind die Individuen, die in solchen Organisationen arbeiten?
- Was sind ihre persönlichen Motivationen und Beweggründe?
- Auf welchen Idealen und auf welche Gesellschaftsverständnis baut ihre Tätigkeit auf?
- Wie gestaltet sich ihr Arbeitsalltag und welchen internen Prozessen und Strukturen sind sie in ihrer Handlungsmacht unterlegen?
- Welche Ziele und Projekte werden verfolgt und besonders, wie sieht das strategische Management aus, wenn es darum geht gegen eine Vielzahl von Nebenbuhlern um finanzielle Zuwendungen von Stiftungen o.ä. anzukommen?
Auf der konzeptionellen Ebene werden diese Überlegungen über die Alltagspraxis innerhalb der Organisation und ihre strategische Mission mit dem Konzept sozialer Gerechtigkeit (Social Justice) auf deren normativen Inhalt hinterfragt.
Die empirische Arbeit der Fallstudie fand in einer Non-Profit-Organisation (AIDC – Alternative Information and Development Centre) in Kapstadt, Südafrika, statt. Die südafrikanische Institution verfolgt eine lokale links-politische Agenda und hat die Vision einer globalen gerechteren Welt, in der Solidarität sowie eine nachhaltige, inklusive Politik im Mittelpunkt stehen.
Kontext
Die internationale Entwicklungsforschung sowie der praktisch angelegte Teil der Entwicklungszusammenarbeit widmet sich der systematischen sozioökonomischen Ungleichentwicklung auf globaler Ebene. Die Gleichstellung von Lebensstandards und Chancen wird mittels multilateraler Zielsetzungen und zahlreicher Entwicklungsprojekte angestrebt.
Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) gibt es mittlerweile zahlreiche Organisationen, die sich der Förderung der sozialen Gerechtigkeit verschrieben haben. Von NGOs (Non-Governmental-Organisationen) über NPOs (Non-Profit-Organisationen), Stiftungen, Spendeninstituten, Vereinen uvm.
Parallel drängt sich immer mehr die Frage nach der Messbarkeit der Ergebnisse ihrer Entwicklungsprojekte auf. Insgesamt ist der Tenor, dass es nicht viel hilft die quantitativen „Outcomes“ einzelner Projekte zu evaluieren. Wenn man mehr erreichen will als die bloße Abmilderung der Symptomatik, müsse man den gesamten „Entwicklungskomplex“ kritisch hinterfragen, um strukturelle Ungleichheiten an der Wurzel zu packen.
Im aktuellen Entwicklungsdiskurs plädieren Theoretiker_Innen sowie Expert_Innen der Entwicklungszusammenarbeit für eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation, die sowohl aktivistisch als auch umfassend theoretisch begründet werden muss. Denn ohne ein tiefgründiges Verständnis der Mechanismen und Strukturen, die Phänomenen gegenwärtiger Krise zugrunde liegen (politisch, ökologisch, sozial, ökonomisch), sei jede noch so gut gemeinte Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Kritik gibt es zunehmend an den Strategien und der Organisationsstruktur von NGOs, die oft an die Managementlehren marktnaher Unternehmen angelehnt sind. Auch übergeordnete politische Dynamiken werden beleuchtet und NGOs in Bezug auf ihre Positionierung als „Laufsoldaten des Imperialismus“ innerhalb eines post-kolonialen neoliberal- kapitalistischen Systems kritisiert. Demnach könnten ihre Projekte noch so gut gemeint sein, solange sie durch ihre bloße Existenz, den Abbau des Staates legitimieren, und mit ihm die schrumpfende Bedeutung seiner Verantwortlichkeit gegenüber seiner Subjekte. Weiterhin, reproduzierten sie das diskursive Gefälle zwischen entwickelten Industrienationen und hilfsbedürftigen Entwicklungsländern, und deren Beziehung zueinander, die als Paternalismus bezeichnet werden kann. Dabei wird die Komplexität der Sache deutlich, da sich altruistische Motivation und westliche Hegemonie gegenüberstehen und ein kritisches Licht auf die Praxis von Entwicklungsakteuren wirft.
The Alternative Information and Development Centre - AIDC
AIDC ist aus sozialen Bewegungen nach Ende des südafrikanischen Apartheidregimes entstanden. Wie sich herausstellen sollte, musste die neue Regierung nicht nur mit den strukturellen Nachwirkungen der Apartheid kämpfen, sondern auch den neuen Herausforderungen einer sich ausbreitenden Globalisierung und dem internationalen Kräftemessen immer mächtiger werdender transnationaler Akteuren standhalten.
Die Organisation hat ihren Standpunkt innerhalb dieser Dynamiken begründet, wissentlich darüber, dass bei den widersprüchlichen Anforderungen an die Regierung, global anschlussfähig zu sein und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass jahrzehntelange rassistische Unterdrückung wieder gut gemacht wird, die, die in der sozialen Rangordnung am weitesten unten sind, gerne überhört und übersehen werden. Auch noch mehr als zwei Jahrzehnten nach seiner Gründung (1996) hat der AIDC es geschafft als Non-Profit-Organisation zu bestehen und seiner Agenda einer gerechteren Gesellschaft nachzugehen.
Als Vermittlerin zwischen den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft, besonders der strukturell Benachteiligten, und politischen Entscheidungsträger_Innen hat die Organisation drei grundlegende Aufgabenbereiche: 1. die Förderung ökonomischer Gerechtigkeit auf politischer Aushandlungsebene, 2. der Kampf gegen eine ökologische Krise, sowie für den Widerstand gegen mächtige transnationale Konzerne 3. Movment Building, was so viel wie die Unterstützung sozialer Bewegungen in ihren Interessenskämpfen bedeutet. Unter diese Programme fallen verschiedene Tätigkeitsbereiche, wie zum Beispiel die 1 Million Climate Jobs oder die Right to Say No to Mining Campaign. Das Erkenntnisinteresse ergibt sich in Bezug auf die Rolle und Arbeit der Organisation für eine gerechte Gesellschaft und zielt auf ihren Modus Operandi ab.
Dabei ist das Zusammenspiel interner Zusammenhänge mit dem externen Kontext der Organisation in Bezug auf ihre organisationalen Überlebensstrategien ebenso interessant, wie die dahinterliegende normative Vision, die auf individueller Ebene mit den persönlichen Narrativen der Beschäftigten Akteure kohärent sein muss. Es handelt sich also um eine Evaluierung eines multidimensionalen Feldes, in dem sich die Organisation und ihre Mitglieder positionieren, und somit der Eruierung eines Handlungsrahmens, innerhalb dessen progressive Transformationspotentiale verwirklicht werden wollen. Die Transformation einer ausbeuterischen, auf Ressourcen- und Profitgenerierung ausgelegten Gesellschaft hinzu einer globalen Solidaritätsgemeinschaft. Die Rolle des Staates, sei es dann anstatt einer Komplizenschaft mit den „Stärksten“, deren stetig wachsenden Bedürfnisse zu bedienen den Blick auf die Grundbedürfnisse der „Schwächsten“ zu lenken und auf deren Stimmen zu hören. Die Verantwortung der Zivilgesellschaft ist in ihrem Potential begründet für gesamtgesellschaftliche Interessen einzutreten und sozial, ökonomisch und ökologischen nachhaltige Lösungen voranzutreiben.
Quo vadis, Austria? - Die Aufarbeitung von Sammlungen aus „kolonialen Kontexten“ in Wiener Museen
Julia Steiner, Zusammenfassung der Diplomarbeit
Seit Jahrzehnten setzen sich außereuropäische Länder und Herkunftsgemeinschaften für einen entsprechenden Umgang mit ihrem kulturellen Erbe ein, welches zurzeit des Kolonialismus teils unrechtmäßig und unter ethisch höchst fragwürdigen Bedingungen nach Europa gekommen ist und bis heute die europäischen Museen und Universitäten füllt. Seit den 1980iger Jahren greifen der postkoloniale Diskurs und die Reflexion von Sammlungen aus kolonialen Kontexten auch in Europa in mehreren Staaten um sich. Vor allem sind es ehemalige ‚Kolonialmächte‘, welche sich mit sensiblen kolonialen Sammlungen, dem Kontext ihrer Beschaffung, den Sammelpraktiken und ihrer ehemaligen sowie heutigen Darstellung in Museen beschäftigen. Großbritannien veröffentlichte 2005 Richtlinien für den Umgang mit menschlichen Überresten in Museen,[1] Deutschland restituierte erstmals 2011 Human Remains.[2]
Österreich nimmt mit seinen zahlreichen anthropologischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Wien und seinen vielfältigen Ethnographica des ehemaligen Museums für Völkerkunde, des heutigen Weltmuseums, eine Sonderstellung im postkolonialen Diskurs um die Aufarbeitung kolonialer Sammlungen ein. War Österreich keine typische ‚Kolonialmacht‘ mit dezidierten kolonialen Gebieten wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder Belgien, gestalten sich sowohl die Art und Weise des Umgangs als auch die Frage und die Sichtweise nach dem Bedarf einer Aufarbeitung von Sammlungen aus kolonialen Kontexten in Österreich möglicherweise neu.
Die vorliegende Arbeit widmet sich der zentralen Frage, wie Österreich mit der Aufarbeitung von Sammlungen aus ‚kolonialen Kontexten‘ in Wiener Museen umgeht. Untersucht wird die Aufarbeitung von ihren Ursprüngen um 1980 an bis in die Gegenwart. Im Fokus der Arbeit stehen die zwei wohl wichtigsten Museen in Bezug auf die Quantität und den qualitativen ‚Wert‘ sowie bezüglich der ‚kulturellen Sensibilität‘ der kolonialen Sammlungen in Österreich: einerseits das Naturhistorische Museum in Wien (NHM) und andererseits das Weltmuseum Wien (WMW). Weitere Wiener Museen werden punktuell in die Arbeit miteinbezogen. Die Auseinandersetzung mit den kulturell sensiblen Sammlungen der Museen soll inhaltlich im Vordergrund der Arbeit stehen. Strukturell wird die Untersuchung aspektorientiert in drei Hauptkategorien gegliedert: Erstens die wissenschaftliche Aufarbeitung der kolonialen Sammlungen in Wiener Museen, zweitens die museale Aufarbeitung der Wiener Sammlungen in genannten Museen und drittens die politische oder internationale Aufarbeitung der musealen Kolonialsammlungen in Wien. Hauptquellen und Literatur für die Untersuchung bilden einerseits die wissenschaftlichen Publikationen und die Ausstellungskataloge der Museen selbst, die historischen Fachzeitschriften Wiener Ethnohistorische Blätter, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien und Neues Museum, die wissenschaftlichen Fachbeiträge und Publikationen der Mitarbeiter/-innen in den Museen und an der Universität sowie die medialen Beiträge der österreichischen Tageszeitungen Kurier, Falter, Der Standard und des Österreichischen Rundfunks (ORF). Andererseits wird ein breiter Fragenpool durch verschiedenste Experteninterviews in- und außerhalb der Museen abgedeckt und durch den eigenen Besuch der musealen Schausammlungen ergänzt.
[1] Department for Culture, Media and Sport, “Guidance for the Care of Human Remains in Museums” (London 2005).
[2] Holger Stoecker, Thomas Schnalke, Andreas Winkelmann, Zur Einführung. In: Diesselben (Hg.), Sammeln, Erforschen, Zurückgeben? Menschliche Gebeine aus der Kolonialzeit in akademischen und musealen Sammlun-gen (Studien zur Kolonialgeschichte 5, Berlin 2013) 9-22, hier 12.
ENTREPRENEURIAL ECOSYSTEM IN COLOMBIA: Advantages and Constraints for Women
Laura Fernanda Cely Oliveros, Summary Masterthesis
Gender equality gains a lot of importance because of its huge impact not only on social structures but also on economic and political ones. Worldwide, men are 50% more likely to start a business than women (Verheul, 2005, p. 95). Because of this, the systematic and consistent collection of information about women’s entrepreneurship is crucial for developing meaningful recommendations and public policies that increase women’s economic empowerment and their contribution to national and international development (Meunier et al, 2017, p. 15).
Interestingly, Colombia has a high entrepreneurial intention rate of 48,8%, which places the country in fifth place worldwide in this regard. In other words, almost half of the total population between 18 and 64 wants to become an entrepreneur. Furthermore, Colombia presents a high rate of early-stage entrepreneurial activity, with 21% of adults involved in nascent or initial business creation processes or enterprises younger than 3,5 years (Kelley & Bosma, 2019, p. 74). However, only 6,5% of adults have established enterprises, that exist for longer than 42 months (Kelley & Bosma, 2019, p. 74). This is worrying given that not only the creation but especially the sustained growth of own industries is what mainly generates wealth and triggers economic development in a country (Hout & Ghemawat, 2016, p. 87).
Hence, Colombia is dramatically losing opportunities in the entrepreneurial pipeline, which makes the country an interesting object of study. Regarding female entrepreneurship, for every ten male entrepreneurs, there are around seven women involved in the early stages of business creation in Colombia (Kelley & Bosma, 2019, p. 74). According to an official report, men have 69,4% more participation in entrepreneurial activities than women (iNNpulsa, 2016, p. 40). Given this gender disparity, it is necessary to analyze the specific role of women in the Colombian entrepreneurial ecosystem, which seems to be very active. Additionally, female entrepreneurs face specific conditions that positively or negatively influence their business creation. Therefore, this study aims at identifying those factors that can constitute drivers or constraints for women to become entrepreneurs in Colombia.
Entrepreneurship is studied by several disciplines, from psychology to economics (Wennekers & Thurik, 1999, p. 35). There are three main authors regarding this topic: Joseph Schumpeter, Frank Knight and Israel Kirzner. Each one of them offers a different perspective considering entrepreneurship as creative destruction of the status quo (Schumpeter, 1934, p. 78), an adventurous act which implies uncertainty (Knight, 1921, p.264) or part of market arbitrage (Kirzner, 1973, p. 42).
Furthermore, there is also a vast amount of literature available about female entrepreneurship, covering topics such as differences in human and social capital among individuals of both genders, their various motivations and in general, the roll that gender plays in business creation processes. There is a certain consensus in the fact that female entrepreneurs normally found smaller firms, which grow slower and do not have a high tendency to internationalize when compared to men (Verheul, 2005, p. 12; Močnik & Širec, 2015, p. 72). This might be a consequence of women’s concentration in consumer and service sectors mostly related with traditional female activities: gastronomy, health, education, tourism, manufacture of non-complex goods, among others (Westerhuis & Dilli, 2018, p. 374). However, several authors still discuss the impact, if there is any, of gender on business survival, while agree in the higher degree of innovation that some women tend to achieve in their ventures (Močnik & Širec, 2015, p. 72).
Another important definition is the Entrepreneurial Ecosystem. According to Stam, it is a “set of interdependent actors and factors coordinated in such a way that they enable productive entrepreneurship” (Stam, 2015, p. 5). The idea behind this is that individual entrepreneurs interact with several stakeholders from the external environment, creating a system out of this coalescence (Alsos et al, 2017, p. 223). Several conceptual models describe those interactions. The so-called Framework Conditions of the Global Entrepreneurship Monitor (Bosma et al, 2012, p. 45), as well as the organizing framework of entrepreneurial ecosystem provided by Tatiana Manolova et al (2017, p.8), were considered for the design of this research. The first one includes nine factors, namely finance, government’s policy and programs, education for entrepreneurship, R&D transfer, commercial and legal infrastructure, entry regulation and business dynamics, physical infrastructure, and cultural and social norms. The second has a systemic approach with inputs, outputs and six relevant actors in the center of the system. Those actors were replaced by GEM’s Framework conditions, maintaining the systemic structure provided by Tatiana Manolova et al (2017, p.8).
Given the exploratory character of this study, a qualitative methodology was applied as it allows to explore respondents’ views and experiences in detail (Malhotra & Birks, 2006, p. 133). Different perspectives of diverse people were very valuable to answer the research questions. Secondary and empirical research, in the form of in-depth interviews, were carried out. Two sample groups were part of the study: experts on different topics around entrepreneurship and Colombian women involved in business creation. To analyze the contents, inductive as well as deductive methods were used, given the differences among samples and the diverse information obtained from them.
After analyzing the empirical results together with secondary data, it was possible to identify drivers and constraints present in the Colombian entrepreneurial ecosystem for female business creators. Furthermore, some aspects where found to be characteristic of female entrepreneurs in Colombia.
Regarding human capital, which is partly related with formal education, there are around 10% more women than men enrolled at universities. However, men are following technical careers, while women find themselves excluded of STEM areas (Sanchez, 2018, p. 21). On the other hand, informal education refers to job experience, which in the case of Colombian women is still very low, due to the higher unemployment rate they face compared to men (Fonseca, 2018, p. 16). In part, this is one of the reasons why more female entrepreneurs found ventures driven by necessity. The high amount of unpaid working hours in caring activities at home might also contribute to this phenomenon. Through entrepreneurship, women reconcile their professional and familiar roles, which is sometimes not possible in a formal job. Besides, Colombian women were found to have less social capital when compared to men, these last ones are much better connected through networks of entrepreneurship and other similar communities (Henríquez & al, 2010, p. 71).
In terms of GEM’s framework conditions, disadvantages clearly overweight advantages, however, there are some drivers of entrepreneurship specifically for businesswomen. There are strong private initiatives with programs to enhance entrepreneurial skills among female entrepreneurs and connect them. In the same way, some private and public programs support the IT adoption of women and their inclusion in STEM areas. Besides, both gender equality and entrepreneurship are relevant topics in the government’s current agenda. Therefore, the offer of programs directed to female entrepreneurs is slowly increasing, and they have a favorable reception. Additionally, entrepreneurship is seen as a desirable career option for women which is partly because of the increasing number of role models, a higher awareness in the media about gender stereotypes, and a stronger familiar support.
In contrast, regarding disadvantages, it is important to note that some framework conditions do not issue challenges specifically for women. However, they have more disadvantages compared to men, because of their specific characteristics and how these interact with the environment. For example, in the case of R&D Transfer as well as legal and commercial infrastructure, being part of social networks can ease access to crucial services. As mentioned earlier, women have less social capital than men, which constitutes a disadvantage to find opportunities in this regard. Furthermore, the lack of STEM components in most women’s business models might hinder their capacity to enter new markets as technological sectors enjoy the highest mobility. Similarly, the business sectors in which female entrepreneurs typically are, have fierce competition as entry barriers are lower because of less product or service complexity. Consequently, business dynamics might affect women in a different way than men.
On the other hand, three of the framework conditions studied issue specific challenges for women. First, finding financial sources is especially problematic, given that women are in general less exposed to bank accounts and services, which are traditionally managed by men at home. Besides, investors distrust their abilities to succeed in business ventures. As a result, they start with less capital than their male counterparts and rely more on private financial sources (Daniels et al, 2016, p. 30). Second, public policy does not seem to directly approach gender inequality and does not tackle the high rate of informality among female- owned ventures. Finally, although societal traditional values are changing, stereotypes are still present and permeate many areas, including business creation. Hence, female entrepreneurs lack support in caring activities at home, which affects their performance.
To conclude, society in general accepts and supports female entrepreneurship as it enables women to carry out caring activities while contributing economically to their households. Therefore, it increases paid and unpaid working hours of women and negatively affects their business performance. At the macro level, more businesses are apparently being created but only because of necessity, not out of the recognition of opportunities, and most of them constitute activities of mere subsistence. Although policymakers offer short-term measures to increase entrepreneurial activity and help business creators, further actions in the long term are still missing. Namely, policies that reduce gender inequality and traditional roles, enabling women to access jobs, redistribute caring activities, get involved in STEM areas and access financial sources, may contribute to the further creation of opportunity-driven businesses. Additionally, the spreading of information about government’s programs is still very centralized, which hinders the participation of women located in rural areas in the entrepreneurial ecosystem.
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