Integration - Teil 3: Integrationsindikatorenund - theoretische Verortung
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Expertise Integration - Teil 3: Integrationsindikatoren und ihre theoretische Verortung
Das dritte Arbeitspapier diskutiert Integrationsindikatoren und ihre theoretische Verortung.
„In diesem Arbeitspapier wird die Verortung der einzelnen Indikatoren des NAP entlang der theoretischen Konzepte von Integration und der politischen Zielsetzung dargestellt und diskutiert. Abschließend werden die Implikationen des politischen Blicks auf Integration kritisch reflektiert, um Chancen und Limitationen für eine inklusive und demokratische (moderne) Gesellschaft zu besprechen.“
Die Studie von „SORA – Institute für Social Research and Consulting“ (Institutsleiter Günther Ogris und Researcher Christian Glantschnigg) gliedert sich in fünf Arbeitspapiere, die hier im Zeitraum August – September 2019 nacheinander vorgestellt werden.
Untenstehend findet Ihr den Download zum Arbeitspapier #3.
Im Folgendem die Zusammenfassung des Arbeitspapiers 3:
Mit dem Fokus auf Arbeit und Bildung zur Förderung von Integration und der fehlenden Behandlung von politischer Teilhabe bzw. Rechten von Migrant/- innen zählt Österreich nach der Analyse von Pasetti (2019) zu einem Cluster aus 19 westeuropöischen Ländern (z.B. Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich, Niederlande,...) mit einem als weitgehend positiv gesehenen Integrationsansatz. Dieser steht im Gegensatz zu 13 ost- und mitteleuropäischen Ländern (z.B. Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Malta,...) mit restriktiven Integrationsstrategien in den Bereichen Bildung, politische Partizipation und Staatsbürgerschaft. (vgl. Pasetti, 2019)
Somit scheint die Förderung von Integration durch die Betonung der strukturellen Integration am Arbeitsmarkt und im Bildungssystem besonders in westeuropäischen Staaten weit verbreitet und tendenziell auch erfolgreich zu sein. Die Frage der demokratischen Grenzen der Mitgliedschaft im Sinne der Teilnahme von Migrant/-innen an nationalen politischen Prozessen spaltet hingegen die europäischen Staaten weiterhin am meisten. Gemeinsamkeiten in Europa finden sich vor allem in den Handlungsfeldern Familie, Aufenthaltsrechte und Diskriminierung nicht zuletzt aufgrund ihrer Regulation durch europäische Richtlinien und internationale Menschenrechte. (vgl. Pasetti, 2019)
Obwohl die österreichische Integrationsstrategie (mit Integration vorwiegend durch Arbeitsmarktintegration) im europäischen Vergleich als adäquate und geteilte Strategie gesehen wird, erinnert die gesellschaftspolitische Diskussion von Integration und die politische bzw. staatliche Integrationsstrategie im NAP stärker an das theoretische Konzept der Assimilation als an das Konzept der Inklusion (vgl. Odé, 2008).
So wird die individuelle Integrationsebene stärker als die Integrationsfähigkeit des Systems abgebildet und das Ergebnis der Integrationsleistung von Personen(gruppen) herangezogen, um den Prozess der Integration zu bewerten. Der Prozess und das System werden somit nicht hinterfragt, wobei es die Aufgabe des Staates ist entsprechende Möglichkeiten zur Integration zu schaffen und diese auch zu fördern. Hingegen wird beobachtet, wie Migrant/- innen es schaffen die gegebenen Möglichkeiten zu nutzen.
Ausgehend von der Integrationsleistung unterschiedlicher Gruppen von Migrant/-innen leitet der Staat Maßnahmen zur Integration (Teilnahme) ab, wodurch die Herkunft (Drittstaatenangehörgige vs. EU-Bürger/-innen) sowie der sozioökonomischen Status (Asylwerber/-innen vs. Studierende oder Arbeitsmigrant/-innen) als „legitimiertes“ Unterscheidungsmerkmal für den Anspruch auf Integration (Teilnahme) verstanden wird. Von „fremderen“ Mig-rant/-innen wird eine höhere Anpassungsleistung verlangt, sie müssen mehr Voraussetzungen erfüllen als der österreichischen Gesellschaft „nähere“ Migrant/-innen. Hier bleibt der Gedanke der kulturellen Angleichung von Migrant/- innen an die „Gesamtbevölkerung“ bestehen, statt eine Verschmelzung der Bevölkerung zu einer diversen und gleichberechtigten Gesellschaft zu fördern. Integration als „(Wieder)Herstellung einer Einheit“ findet daher kaum statt. Ebenso wie dem Beitrag den Migrant/-innen in der Gesellschaft leisten kaum Beachtung geschenkt wird.